Die Werbewissenschaft unterscheidet zwischen Werbeträger und Werbemittel: Werbeträger ist z.B. das Fernsehen, Werbemittel ist der Film.
Schwenk in die 60/70 iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts
Österreich war auf der Suche nach einem Werbeträger für den Tourismus. Naheliegend ein Schifahrer. Ging nicht, Amateure, Karl Schranz und Sapporo-Olympia 1968 lassen grüßen. Und da taucht plötzlich aus einer ganz anderen Sportecke ein junger Mann auf, der mit 20 Jahren schon Box-Europameister war. Und eine nie dagewesene Boxhype in Österreich auslöste und der die Wr. Stadthalle etliche Male mit 16 000 Besuchern randvoll füllte. Hans Orsolics.

Und man hatte schon eine Weltmeisterschaft gegen den Kubaner Jose „Manteqilla“ Napoles fixiert, der Wella-Konzern war ein Hauptsponsor. Das kleine Österreich bringt Napoles nach Wien. Und wie das Leben so spielt, hatte sich das Orsolics-Management ordentlich verzockt, man wollte für den Hansi 3 Monate vorher noch einen Aufbaukampf. (3. September 1970). Wie es der Teufel wollte, war Eddie Perkins ein Weltklassegegner. Wir sind in der 4. Runde des Kampfes und hören Boxtrainer Karl Marchart aus der Ecke schreien (wer kann das je vergessen?) „Händ‘ auffi, Hansi, Händ auffi. Um Gottes willen Hansi, Händ auffi!“ und dann hat’s halt eingeschlagen, der Kampf zuende und der Weltmeisterschaftskampf auch futsch. Und Wella hat Tonnen von Werbeprospekten in die Deponie geführt. Werbeträger und Werbemittel unbrauchbar.
Es geschah in Kinshasa
Wir steigen eine Klasse höher im Werbegeschäft. Weltweit. Eine Sache für ganz wenige, Superkapazunder halt. Es erinnert sich jeder noch an den Promoter Don King. Das war der mit den hochaufstehenden Haaren (Starkstrom-Frisur). Und es erinnert sich heute jeder noch (nicht nur die Boxfans) an den „Rumble in the Jungle“ (1974) in Zaire, den er auf die Matte stellte. (Zaire vorher Belgisch Kongo, heute Demokratische Republik Kongo). Es war das größte Sportereignis des 20. Jahrhunderts und erlaubte Diktator Mobutu Sese Seko nicht nur sein Land, sondern ganz Afrika auf der Weltbühne zu präsentieren und Investoren anzulocken. Imagegewinn der Extraklasse. Die Werbeträger? Muhammad Ali und George Foreman.




Die Werbemittel? Kinoübertragung auf der ganzen Welt, weltweites Fernsehen mit jeder Menge Werbeeinschaltungen. Und 60 0000 Zuschauer waren auch noch da. Damit weltweite Aufmerksamkeit für Zaire, Mobutu und Afrika. Pulitzer-Preisträger Norman Mailer hat den Kampf in „The Fight“ ausführlich bearbeitet, Muammar al Gadaffi, Lybiens Diktator, hatte für die Börse der Boxer garantiert. Ach ja, Ali gewann in der 8. Runde durch K.O.
Es geschah in Vöcklabruck
Na ja, Don King hatten wir in VB keinen, dafür aber schon Helga Rauch und Helga Werth und einen sehr tüchtigen Bürgermeister Brunsteiner. Auf der Werbeschiene Veranstaltungen für die Stadt waren wir lange unterwegs. Beispiele gefällig? Feuerwehrolympiade 1985, Open Air mit Joe Cocker 1992, Europäisches Schützentreffen 2003, Oberösterreichische Gartenschau 2007, Special Olympics 2017, 9x (!) Internationale Musiktage der Blasmusik, Kaiser Maximilian als Superstar der Stadt 2019. „Coming soon“ Anton Bruckner….

Die Hauptsache ist der Effekt. Vöcklabruck präsentiert sich heute als stetig wachsende, von vielen als Wohnort gesuchte oberösterreichische Bezirkshauptstadt mit bester Infrastruktur. Einkaufs- und Kulturhauptstadt könnte man sagen. Die im Laufe der Jahre ausgesuchten und bespielten Werbeträger scheinen sich ausgezahlt zu haben.
by maximilian lötsch